Beisetzung auf See

Die Beisetzung auf See oder auch Seebestattung bezeichnet die Bestattung der sterblichen Überreste eines Verstorbenen, der zuvor eingeäschert wurde, auf See. Im Gegensatz zur traditionellen Beisetzung in einem Sarg oder einer Urne auf einem Friedhof gibt es in Deutschland die Möglichkeit einer Seebestattung. Dabei wird die Asche gemäß seemännischen Bräuchen in einer speziellen Seeurne dem Meer übergeben. Die Beisetzung findet außerhalb der Dreimeilenzone und innerhalb der Zwölfmeilenzone statt und wird vom Kapitän mit einer Trauerrede begleitet. Diese Form der Bestattung ist in verschiedenen Meeren möglich, hauptsächlich in der Nord- und Ostsee, aber auch im Atlantik, im Mittelmeer und in anderen Weltmeeren.

Die Seeurne und ihre Auflösung im Wasser

Seeurnen bestehen aus Materialien wie Zellulose, Maisstärke, Salzen oder niedrig gebrannter Keramik und lösen sich innerhalb kurzer Zeit im Wasser vollständig auf. Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie gibt die Vorgabe, dass die Urne nach der Beisetzung zerfällt.

Koordinaten und Erinnerungen an die Seebestattung

Die genauen Koordinaten der Seebestattung werden im Schiffslogbuch vermerkt. Den Angehörigen wird eine Urkunde oder ein Ausschnitt aus einer Seekarte mit den Koordinaten überreicht. Zusätzlich erhalten sie einen Auszug aus dem Logbuch des Beisetzungsschiffes.

Behördliche Genehmigung und Voraussetzungen

In einigen Bundesländern ist für eine Seebestattung eine behördliche Genehmigung erforderlich. In der Regel wird diese erteilt, wenn der Verstorbene eine besondere Verbindung zum Meer hatte, beispielsweise durch eine frühere Tätigkeit als Seefahrer oder eine tiefe geistige Verbundenheit. In Schleswig-Holstein genügt eine Erklärung der Angehörigen gegenüber den zuständigen Behörden. Es ist jedoch empfehlenswert, zu Lebzeiten eine Bestattungsverfügung zu verfassen, um den eigenen Willen klar auszudrücken. Um die Echtheit der Verfügung zu gewährleisten, sollte mindestens eine weitere Person die Erklärung bestätigen.

Regeln und Umweltschutz bei der Seebestattung

Für Seebestattungen gelten strenge Regeln zum Schutz der Schifffahrt, Landschaft und Bevölkerung. Die Urne muss aus vollständig auflösbarem Material bestehen und mit Kies oder Sand beschwert werden, damit sie schnell absinkt. Aus Gründen des Umweltschutzes werden keine Blumensträuße oder Kränze ins Wasser gegeben. Zudem benötigt eine Seebestattungsreederei eine wasserrechtliche Erlaubnis.

Ablauf der Seebestattung

In der Regel findet zunächst am Heimatort des Verstorbenen eine traditionelle Trauerfeier statt, gefolgt von der Kremation. Die Urne wird anschließend an eine Seebestattungsreederei überführt und dort in eine spezielle Seeurne umgefüllt. Die Angehörigen haben die Möglichkeit, an der Bestattung auf hoher See teilzunehmen oder nicht. Wenn sie teilnehmen, spricht man von einer begleiteten Seebestattung, ansonsten von einer stillen Seebestattung. Bei einer stillen Seebestattung werden in der Regel mehrere Urnen bei einer Bestattungsfahrt dem Meer übergeben. Bei einer begleiteten Seebestattung wird meist nur eine Urne mitgenommen, und der Kapitän sowie die Besatzung vollziehen die Bestattung oft in Uniform. Traditionelle Rituale wie das Einholen und Hissen der Flagge, musikalische Untermalung, das dreimalige Schlagen der Schiffsglocke und das Blasen der Steuermannspfeife werden häufig durchgeführt. Nach einer kurzen Ansprache wird die Urne an Schnüren dem Meer übergeben. Oft werden dabei auch Blumen oder Blütenblätter ins Wasser geworfen, um die Stelle der Beisetzung zu markieren.

Gedenkmöglichkeiten und Vorteile der Seebestattung

Einige Hinterbliebene haben Schwierigkeiten mit dieser Bestattungsform. Sie vermissen eine Anlaufstelle, um ihre Trauer zu bewältigen, und empfinden oft eine innere Leere und einen fehlenden Bezug. Dennoch werden mehrmals im Jahr Gedenkfeiern abgehalten, beispielsweise am Marine-Denkmal in Laboe. In den Nord- und Ostseehäfen werden Gedenkfahrten angeboten. Einige Seebestattungsreedereien ermöglichen es den Angehörigen, vorherige Beisetzungen zu besuchen und dort zu gedenken. Auch im Mittelmeer besteht diese Möglichkeit. Ein Vorteil der Seebestattung im Vergleich zu herkömmlichen Bestattungsformen besteht darin, dass kein Grab gepflegt werden muss. Dadurch entfallen Grabgebühren und Kosten für die Grabpflege. Die Asche ist keimfrei und lagert sich in Form eines kleinen Häufchens auf dem Sediment am Meeresboden ab. Es ist jedoch ein Missverständnis anzunehmen, dass sich die Asche während des Absinkens im Wasser komplett verteilt. Die verwendete Urne besteht aus vergänglichem Material und belastet die Umwelt nicht, löst sich jedoch im Verlauf weniger Stunden auf.